Filler – ein harmloser Trend?

Schönheitsbehandlungen mit Fillern boomen. Längst sind sie nicht mehr nur etwas für Reiche, sondern in der gesamten Gesellschaft verbreitet. Soziale Medien haben diesen Trend verstärkt: Von Instagram zum realen Lippen-Filler ist es oft nur ein kleiner Schritt.
Frau F. liess sich in einem Kosmetikstudio von einem Arzt die Lippen mit Hyaluron unterspritzen. Sie wurde vor dem Eingriff nicht über mögliche Komplikationen aufgeklärt. Frau F. war neugierig auf den Effekt und meinte, sie habe nichts zu verlieren, da sich Hyaluron innerhalb weniger Monate von selbst abbaut. Ihre Entscheidung für die Filler-Behandlung viel innerhalb kurzer Zeit.
Nach der Behandlung waren die Lippen nicht wie versprochen schön geformt. Das Ergebnis war asymmetrisch, wulstig, stark gerötet, schmerzhaft und es bildeten sich Knoten. Diese Knoten verkapselten sich zu einem sogenannten Granulom. Der Körper hat das Hyaluron-Präparat nicht als körperähnlich und abbaubar erkannt und bildete eine schützende Hülle um den Fremdkörper. Frau F. litt monatelang unter dem Ergebnis der sogenannten Schönheitsbehandlung. Als sie sich beim Kosmetikstudio meldete, war der Arzt nicht mehr anwesend.
Frau F. wandte sich an die Patientenstelle. Unsere Abklärungen zeigten, dass der Arzt in keinem Anstellungsverhältnis mit dem Kosmetikstudio stand. Er zahlte lediglich eine Miete für Stuhl- und Infrastrukturbenutzung, um dort seinen Klient*innen Falten zu entfernen oder Lippen aufzuspritzen. Seine Leistungen rechnete er direkt mit den Klient*innen ab. Wie sich herausstellte, handelte es sich um einen Betrüger. Der „Arzt“ hatte keine Bewilligung für seine Arbeit in der Schweiz und war nicht mehr auffindbar. Somit gab es für unsere Klientin keine Möglichkeit, ihr Recht einzufordern bzw. den Behandler zur Rechenschaft zu ziehen.
Die Inhaberin des Kosmetikstudios haben wir auf ihre Verantwortung gegenüber den Kund*innen aufmerksam gemacht. Haftbar konnte sie jedoch nicht gemacht werden, da sich die Klient*innen in Eigenverantwortung in Behandlung zu diesem Arzt begaben.
Was sind Filler? Filler sind klare, gelartige Substanzen, die in die Haut gespritzt werden, um Hautfalten zu glätten oder Lippen und Wangen aufzufüllen. Sie gelten als Medizinprodukte. Die meisten bestehen aus Hyaluronsäure und verbleiben etwa 6 bis 18 Monate im Körper. In der Regel werden sie ins Gesicht injiziert und damit in einen Körperbereich, der von vielen Nerven und Blutgefässen durchzogen ist. Eine Fillerinjektion an der falschen Stelle kann zu schwerwiegenden Gesundheitsschäden wie z.B. Nervenschädigungen, Blutergüssen oder Absterben des Gewebes führen. Swissmedic, 01/2025 |
Fehlende Qualifikation vieler Anbieter
Eine aktuelle Überprüfung der kantonalen Heilmittelbehörden und Swissmedic ergab, dass 55 % der untersuchten 82 Kosmetikstudios, Kliniken für ästhetische Chirurgie und Arztpraxen nicht über die notwendige Qualifikation für die Anwendung von Fillern verfügten. Besonders alarmierend: 93 % der unzulässigen Anwendungen fanden in Kosmetikstudios statt. In vielen Fällen wurden Filler durch nicht qualifizierte Kosmetiker*innen und Heilpraktiker*innen gespritzt, obwohl dies gesetzlich nicht erlaubt ist.
Schlechte Lagerung und unsichere Produkte
Ein weiteres Problem: Viele Studios lagern ihre Filler unsachgemäss. Während 85 % der Arztpraxen die Lagerbedingungen einhielten, waren es bei den Kosmetikstudios nur 12 %. In 13 % der Fälle konnten die Anbieter nicht einmal die Herkunft ihrer Produkte nachweisen.
Das Fazit der Behörden aufgrund der durchgeführten Untersuchung: „Die Injektion von Fillern durch nicht qualifizierte Personen sowie die unsachgemässe Lagerung bedeuten ein Risiko für Kundinnen und Kunden.“ (Swissmedic, 2025)
Wie wähle ich einen geeigneten Betrieb für eine Behandlung mit Fillern? Fragen Sie nach der beruflichen Qualifikation des Anwenders oder der Anwenderin:
Prüfen Sie nach: Im Medizinalberuferegister (Medreg) Gesundheitsberufeplattform sind zugelassene Ärztinnen und Ärzte aufgeführt. Diese müssen im jeweiligen Kanton über eine Berufsausübungsbewilligung verfügen. Swissmedic, 01/2025 |
Filler sind mehr als ein Beauty-Trend – sie bergen gesundheitliche Risiken. Um Komplikationen zu vermeiden, empfehlen wir Ihnen:
- Wenden Sie sich ausschliesslich an qualifizierte Fachkräfte.
- Seien Sie vorsichtig bei auffallend günstigen Angeboten – Qualität hat ihren Preis.
- Klären Sie im Vorfeld das genaue Vorgehen sowie mögliche Wirkungen, Nebenwirkungen und Risiken.
- Lassen Sie sich nicht allein durch Vorher-Nachher-Bilder überzeugen.
- Erkundigen Sie sich über die verwendeten Produkte und deren Herkunft.
Was tun bei gesundheitlichen Problemen nach einer Filler-Behandlung?
Falls Sie nach einer Filler-Injektion gesundheitliche Beschwerden haben, suchen Sie eine Ärztin/einen Arzt Ihres Vertrauens oder die Dermatologie eines Spitals für eine unabhängige Einschätzung sowie einen Arztbericht auf. Wenn Sie rechtliche Schritte in Betracht ziehen, kontaktieren Sie die Polizei. Zudem können Sie sich für weitere Informationen und Beratung an die Patientenstelle wenden.
von Cornelia Okle, Patientenstelle AG/SO
und Barbara Callisaya, Patientenstelle Zentralschweiz