Antibiotika richtig einsetzen
Werden wir in einigen Jahren Krankheiten wie Lungenentzündungen und Blutvergiftungen noch behandeln können? Werden auf längere Sicht noch wirksame Antibiotika zur Verfügung stehen? Da die unsachgemässe und übermässige Einnahme von Antibiotika zunimmt, beschleunigt sich die Bildung von Resistenzen. Die Patientenstelle gibt Tipps, auf was man achten und was man im Umgang mit Antibiotika wissen muss.
In der Human- und Veterinärmedizin werden Antibiotika dazu verwendet, verschiedene bakterielle Infektionen zu behandeln. Diese Medikamentengruppe kann Bakterien abtöten oder deren Wachstum hemmen. Gegen Viren sind Antibiotika wirkungslos. Daher ist es nicht sinnvoll, bei einer Erkältung oder einer Grippe, die in den meisten Fällen durch Viren ausgelöst werden, Antibiotika einzunehmen. Dies fördert die Antibiotikaresistenz. Ist ein Bakterium resistent gegenüber einem Antibiotikum bedeutet dies, dass das Antibiotikum weniger oder gar nicht mehr wirken kann, um das Bakterium abzutöten. Es ist somit zur Behandlung dieser Infektion nicht mehr geeignet.
Wie werden Resistenzen gebildet?
Resistenzen können auf verschiedenen Wegen gebildet und unter Menschen, Tieren und Umwelt ausgetauscht und weitergegeben werden. Doch der unsachgemässe wie übermässige Einsatz von Antibiotika beschleunigt die Bildung von Resistenzen noch mehr. Es kann soweit kommen, dass in einigen Jahren keine wirksamen Antibiotika mehr zur Verfügung stehen. Erkrankungen wie Lungenentzündungen oder Blutvergiftungen werden wie vor der Entdeckung des Antibiotikums wieder zu lebensbedrohlichen Erkrankungen.
Um dem allgegenwärtigen Problem der Antibiotikaresistenzen entgegenzuwirken, wurde im November 2015 die Nationale Strategie gegen Antibiotikaresistenzen vom Bundesrat verabschiedet. Das oberste Ziel des Strategieplans ist es, die Wirksamkeit der Antibiotika für Mensch und Tier langfristig sicherzustellen. Die Strategie soll aufzeigen, an welchen Stellen Handlungsbedarf besteht und welche Massnahmen eingeleitet werden können, um dieses Problem zu bekämpfen. Die 35 Massnahmen in den drei Schwerpunkten Humanmedizin, Landwirtschaft und Umwelt sollen schrittweise umgesetzt werden. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) betont den dringlichen Handlungsbedarf in der Humanmedizin, um die Wirksamkeit und den Einsatz von Antibiotika auch für die Zukunft zu erhalten und die Behandlung von bakteriellen Infektionskrankheiten auch zukünftig möglich zu machen. Um einen sachgemässen Umgang mit Antibiotika zu pflegen und somit zur Strategie beizutragen, müssen sowohl Patientinnen und Patienten als auch Ärztinnen, Ärzte, Apothekerinnen und Apotheker das nötige Wissen besitzen.
Was kann man tun?
Wenn jede und jeder über den richtigen Umgang und der richtigen Einnahme von Antibiotika informiert ist, und auch danach handelt, kann eine verheerende Verbreitung von Antibiotikaresistenzen verhindert werden. Somit ist eine Veränderung des Verhaltens und Umgangs mit Antibiotika jedes Einzelnen von grosser Bedeutung. Eine falsche oder unnötige Einnahme von Antibiotika oder eine verfrühte Absetzung der Medikation führt zu Resistenzen.
Auch Verhaltensänderungen, wie eine gründliche und regelmässige Handhygiene und Lebensmittelhygiene im „normalen“ Leben gehören dazu. Im Spital ist das Risiko ungleich höher. Hier gelten zum Schutz der Patienten und der eigenen Person weitaus strengere Vorgaben für Händewaschen und Händedesinfektion. Die grösste Infektionsgefahr lauert deshalb im Spital. Invasive Tätigkeiten und anderes erhöhen das Infektionsrisiko massiv. Im Spital spielt deshalb eine konsequente Hygiene eine zentrale Rolle. Nur durch gemeinsame bewusste Handhabung werden auch in Zukunft lebensbedrohliche Infektionskrankheiten geheilt werden können.
Tipps:
Richtig handeln, das sollten Sie beachten:
- Halten Sie sich genau an die von der Ärztin/dem Arzt verordnete Dosierung und Behandlungsdauer.
- Lassen Sie keine Einnahme aus.
- Teilen Sie Ihnen verschriebene Antibiotika nicht mit anderen Personen.
- Bringen Sie angebrochene Packungen zurück.
Das sollten Sie wissen:
- Antibiotika wirken nur bei bakteriellen Infektionen.
- Die körpereigene Abwehr ist in vielen Fällen ausreichend.
- Eine falsche Einnahme kann zu Resistenzen führen.
- Antibiotika können sich auch schädlich auswirken.
Mehr Informationen finden Sie auch auf dem Flyer der Schweizerischen Eidgenossenschaft, Departement des Innern EDI, Bundesamt für Gesundheit, www.antibiotika-richtig-einsetzen.ch